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Folkert de Jong

Vielleicht ist es ein
Superheld mit Bierbauch

In 2020 und 2021 hing Folkert de Jong als erster Kirchenvorsteher der ‚Grote Kerk Veere‘ Schiffsmodelle aus Paraffin auf. Viel früher im Jahre 2000 baute er in der Vleeshal das Atelier nach, in welchem er an seiner wahnsinnigen Personage ‚The Illemauzer‘ gearbeitet hat. Und vor fünf Jahren installierte er während der zweiten Ausgabe von Facade die Köpfe von drei Middelburger Pastoren im Schatten der Ostskerk. Mit anderen Worten: de Jong ist ein guter Gast in Zeeland. Während der dritten Ausgaben von Facade ist er wieder mit dabei, diesmal vor den Toren der Abdij mit einer lebensgroßen Puppe, die enorm auffordert angefasst zu werden.

Folkert de Jong, Bildhauer und Zeichner ist schon 25 Jahre als Künstler tätig. Er machte sich einen Namen mit Menschenfiguren in giftigen Farben. Mittlerweile könnte er damit eine ganze Armee von Mutanten, Zombies, Hexenjägern und Serienmördern zusammenstellen. „Ich bin fasziniert von ‚Menschen die ausrasten“, ließ er bei früheren Ausstellungen wissen. Und er erzählte auch jedes Mal, dass er gerne Filme über Psychopathen sah. Er sagt: „Ich bin schon beeinflusst durch Underground Horrorfilme wie ‚The Texas Chainsaw Messacre‘. Menschen finden es seltsam, dass mich so etwas beschäftigt. Meiner Meinung nach hat jeder eine Faszination für Sex und Gewalt. Nur geben wir das nicht gerne zu. Es ist meine Aufgabe als Künstler deutlich zu machen, dass diese Faszination in unserer Natur liegt“.

Sein neues Werk “Vagevuur” in Middelburg ist nicht unbedingt eine Horrorpuppe. „Vielleicht ist es ein Außerirdisches Wesen“, sagt der Künstler. „Jedenfalls ist es eine Sex neutrale Figur, kein Mann und keine Frau. Mit einer Höhe von 2,20 m ist es eine Art Herkules, ein Superheld mit einem Bierbauch. Die Puppe steht auf zwei Industriefedern, die Oberfläche ist sanft. Sie dürfen sie/ihn anfassen.  Schlagen ist auch in Ordnung. Ich bin sehr neugierig, wie die Öffentlichkeit auf die Puppe reagiert. Hoffentlich werden auch Menschen davon aktiviert, die normalerweise nicht so viel für Kunst übrig haben. Mit dem Titel ‚Vagevuur‘ will ich sagen, dass es eine Übergangsfase gibt, ein Reinigungsritual. So wie man im Fegefeuer von seinen Sünden befreit wird. Auge in Auge mit meinem Werk wissen Sie noch nicht, ob Sie von Ihren Sünden befreit sind, ob Sie in den Himmel kommen.  Eine Antwort braucht Zeit“.

Die letzte Teilname an Facade gab ihm zu denken nachdem sein Werk bei der Oostkerk Ziel von Vandalismus wurde: „Erst wurde ein Bild umgeschmissen. Dann wurden die Münder der Köpfe mit Zweikomponenten-Kit zugeklebt. Ich habe es so gelassen, die Bilder waren dadurch besser geworden. Kunst in öffentlichen Räumen provoziert Reaktionen. Meine jetzige Teilnahme beruht auf diesem Gedanken. Dazu kam die Pandemie. Durch Covid werden wir uns unserem eigenen Körper bewusster und nehmen auch unsere Umgebung bewusster wahr. Wie gehen Sie mit der Körperlichkeit von anderen um? In Amsterdam sah man plötzlich Box Säcke im Straßenbild auftauchen. Eine Initiative von Boxschulen, denke ich. Um Menschen die Gelegenheit zu geben, ihren Frust über die Corona-Regeln abzureagieren. Das schockierte mich. So wurde körperliche Aggression stimmuliert. Das steht für mich im kompletten Gegensatz zu ‘Freiheit von Angst“.

‚Vagevuur‘ darf angefasst, umarmt, gestreichelt, geschlagen werden. Wer traut sich?

 

Folkert de Jong (Egmond aan Zee, 1972) studierte in Amsterdam an der Hochschule für Kunst (1994-1996) und an der Rijksakademie für Bildende Kunst (1998-2000). Er macht oft große farbreiche Bilder und Werke, bei denen er Aufmerksamkeit an die dunklen und absurden Seiten des Lebens schenkt. 2003 empfing er den Prix de Rome. Sein Werk ist in vielen internationalen Sammlungen, wie Saatchi in London, das Piccasso Museum in Barcelona und der James Cohan Gallery in New York zu sehen. In den Niederlanden wird sein Werk von der Galerie Fons Welters in Amsterdam repräsentiert.

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